14.11.2018 | Autor unbekannt

Workshop 6: Inter* als soziale Kategorie: Zur Notwendigkeit der Reflexion konkreter körperlicher Materie für eine fleshier queer theory.

Dr.in Anja Gregor wird den Verlauf und die Ergebnisse der Biographieforschung mit inter* Menschen vor- und zur Diskussion stellen, die im Rahmen Anja Gregors Dissertation („Constructing Intersex. Intergeschlechtlichkeit als soziale Kategorie) durchgeführt wurde. Anja Gregor hat nach einer Freigabe der Interviews durch die Befragten im Verlaufe der Forschung wiederholt Rückmeldungen zur Interpretation des Materials aus inter* Perspektive eingeholt. Diese Forschung versteht sich damit nicht nur als Beitrag zu einem ‚medizinkritischen Gegendiskurs‘ (Zehnder 2010), sondern wurde als solidarische Forschung (Mecheril) mit dem Anspruch durchgeführt, das Material nicht wiederum ‚auf dem sterilen Seziertisch der Sozialforschung‘ auszuwerten, sondern die Ergebnisse im Dialog mit dem beforschten Feld zu überprüfen.

Inter* wird, entlang der Interviews als untrennbar mit der Entwicklung und Wahrnehmung des eigenen Körpers verbunden, rekonstruiert. Die Auswirkungen der medizinischen Zurichtung von Körpern entlang geltender Geschlechternormen weisen über die rein sprachliche Ebene hinaus und machen den versehrten Körper als Produkt vergeschlechtlichter Normen sicht- und spürbar. Schmerzen, Angst, Sprachlosigkeit und die traumatisierende Dimension des Erlebten bahnen sich ihren Weg in die Erzählung, ohne wortwörtlich erzählbar zu sein.

Die Interviews dokumentieren aber nicht nur die Enteignung des inter* Körpers im Zuge medizinischer Zugriffe und Zurichtungen, sie weisen insbesondere Möglichkeiten der Emanzipation und Wiederaneignung der Selbstbestimmung aus. Anja Gregor hat deshalb am Material entlang ein Modell der inter* Emanzipation von medizinischer Kontrolle und Disziplinierung entworfen, das nach der Erläuterung des Vorgehens und des Verlaufs der Studie zur Diskussion gestellt wird. Zudem wird aus wissenschaftskritischer Perspektive für die Notwendigkeit der theoretischen Reflexion des Körpers argumentiert, um so mit einer ‚fleshier queer theory‘ Inter* in seiner Eigenschaft als sozial äußerst relevante Kategorie gerecht zu werden.